"Es ist minus fünf Grad draussen" klage ich den Bewohnenden und reibe meine kalten Hände. Ich frage, ob sie sich an einen besonders kalten Winter erinnern?
Den Winter 1956 - sagen gleich mehrere Personen und erzählen. Bis zu -25 Grad sei es kalt gewesen und das wochenlang. Mit Wäschestücken wie Unterrock, Wollsocken und Wadebinden habe man sich angezogen. Wäsche wurde in dieser kalten Zeit nur sehr selten gewaschen. Zum Essen gab es im Winter viel Eingemachtes, ausserdem Sauerkraut, erzählen sie. Damit es auch im Winter mal frisches Gemüse zu essen gab, legte man Kartoffeln und Rüebli in den Keller und deckte sie mit Sand oder Miesch (berndt. Moos). "Sogar mit Schlittschuhen und Ski konnten wir in die Schule fahren!" erzählt ein Bewohner. Zumindest bergab, zurücklaufen musste man dann abends leider auch wieder. Als Gesundheitsvorsorge gab es Lebertran - allerseits sehr unbeliebt. Die ErzählerInnen scheinen den Geschmack noch auf der Zunge zu spüren und verziehen die Gesichter. Geheizt wurde oft nur ein grosser Ofen und das Holz musste aus dem verschneiten Wald geholt werden.
Nach diesen Erzählungen kommen mir die minus fünf Grad schon viel wärmer vor...